Praktische Durchführung der Polygraphie
- Abholen des Polygraphie- Gerätes: zum vereinbarten Termin vor der Diagnostiknacht weisen wir Sie in das Anlegen des Gerätes ein (über die Nacht bitte Gerät über einem frischen Unterhemd tragen). Eine zusätzliche Anleitung liegt dem Gerät bei.
- Am nächsten Morgen bitten wir Sie, pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt das Gerät zum Auslesen der Daten und zum erneuten Laden zurückzubringen. Bitte vergewissern Sie sich, dass das Gerät komplett ist, der nächste Patient wartet darauf.
- Sie erhalten hier ihre Kaution zurück.
- Bitte rufen Sie in den darauffolgenden Tagen in unserer Praxis an, um bezüglich des Ergebnisses das weitere Vorgehen mit Ihnen abzusprechen.
- Anpassen von sogenannten Schnarch-Schienen (Protrusions-Schienen)
Wir müssen an dieser Stelle schon darauf hinweisen, dass bei Feststellung eines obstruktiven Schlafapnoe-Syndroms in Verbindung mit Tagesmüdigkeit eine eingeschränkte Fahrtauglichkeit besteht. Sie dürfen nur im ausgeschlafenen, gegebenenfalls therapierten Zustand am Straßenverkehr teilnehmen.
WatchPAT
Zusätzlich zur Polygraphie bieten wir wir auch ein Schlafscreening mittels „WatchPAT“ an. Dieses erlaubt eine Unterscheidung der verschiedenen Schlafstadien (ähnlich der Polysomnographie im Schlaflabor), welche mit der Polygraphie nicht möglich ist. Der Schlafkomfort ist im Vergleich mit der Polygraphie deutlich höher, da das Gerät wie eine große Armbanduhr am Handgelenk getragen wird und eine Nasenbrille und Bauch-/Brustgurte nicht notwendig sind. Lediglich im Brustbereich wird ein Mikrofon aufgeklebt. Die Diagnostik der obstruktiven Schlafapnoe mit dem Watch PAT wird von den privaten Krankenkassen übernommen. Für gesetzlich Krankenversicherte ist die Untersuchung als Selbstzahlerleistung möglich.
Abbildung WatchPAT
Die Diagnostik und Therapie des Schnarchens und der damit verbundenen Beschwerden und Risiken sind inzwischen zu einem eigenen Teilbereich der Medizin geworden. Man muss zwischen verschiedenen Arten von Schnarchen unterscheiden:
- Dem harmlosen, jedoch für die familiäre Umgebung belastenden Schnarchen (Nasenschnarcher und/oder Gaumensegelschnarcher), welches Lautstärken bis bis knapp über 90 dB(A) erreichen kann.
- Dem Schnarchen mit Atempausen, genannt auch (obstruktives) Schlaf-Apnoe-Syndrom.
Schnarchen ist damit nicht nur ein soziales Problem, sondern durch den Zusammenhang mit dem obstruktiven Schlaf-Apnoe-Syndrom (d.h. Einengung der Atemwege) eine Gesundheitsstörung, die zur Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen kann.
Ca. 20% der Bevölkerung schnarchen regelmäßig, Tendenz steigend. Die Häufigkeit des Schnarchens nimmt mit dem Alter zu. In derAltersklasse 60-65 Jahren findet sich das Schnarchen am häufigsten.
In Deutschland gibt es mehr als 20 Mio. Menschen , die schnarchen. Über 200.000 leiden an obstruktiver Schlaf-Apnoe (Schlafen mit Schnarchen und Atempausen), Männer häufiger als Frauen.
Das Schnarchen korreliert außerdem mit dem Gewicht. Während auch Normalgewichtige schnarchen, sind es ca. 45% der fettleibigen Menschen. Es besteht damit sowohl in Bezug auf das Alter als auch auf das Gewicht ein Zusammenhang mit dem Schnarchen bzw. der Schlaf-Apnoe.
Das Risiko für einen Schnarcher mit nächtlichen Atempausen, eine ischämische Herzerkrankung (Durchblutungsstörung der Herzkranzgefäße) zu entwickeln, z. B. einem Herzinfarkt zu erliegen oder Bluthochdruck zu entwickeln, ist signifikant höher als bei einem Nichtschnarcher.
Wie entsteht Schnarchen?
Im wachen Zustand ziehen sich die Muskeln so stark und ausreichend im Zungen-Mundboden-Rachenbereich zusammen, dass das Atemrohr offen gehalten wird.
Im Schlaf reduziert sich die Muskelspannung , d. h. der Bereich der oberen Atemwege, der nicht vom stabilen Gerüst wie Kehlkopf und Luftröhre offen gehalten wird, sondern durch Muskelzug gesichert wird, kann während der Einatmung zusammen fallen (Kollaps der oberen Luftwege). Der Rachen wird durch den Unterdruck zusammengezogen zum Teil auch ringförmig eingeengt, Kehldeckel und Zungengrund wandern nach hinten und verkleinern die Öffnung. Es entsteht ein Schnarchgeräusch.
Verlegungen der Atemwege führen über stärkere Druckschwankungen im Brustbereich zu höherer Belastung für Herz- und Kreislaufsystem und durch Sauerstoff-Untersättigung zu Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche. Verstärkt wird Schnarchen durch Schlafmittel und Alkohol.
Diagnose
Neben der Untersuchung der Luftwege von Nase bis zum Kehlkopf, ggf. mit Messung des Atemwegs-Widerstandes der Nase (Rhinomanometrie) ist die nächtliche Messung des Schnarchens und der Sauerstoffversorgung wichtig.
Diese respiratorische Polygrafie erfolgt mit einem Gerät, das ähnlich wie ein Langzeit-EKG, abends angelegt wird und über Nacht daheim („im eigenen Bett“) folgende Parameter misst:
- Atmung
- Lage des Körpers (Seiten- Rücken oder Bauch-Lage)
- Lage des Körpers (Seiten- Rücken oder Bauch-Lage)
- Schnarchgeräusche
- Herzfrequenz
- Atemabhängige Bewegung des Brustkorbes und des Bauches
- Sauerstoffsättigung
- Häufigkeit und Dauer von Atempausen (Apnoe) bzw. eingeschränkter Atmung (Hypopnoe).
Das Messgerät arbeitet lautlos und ist so groß wie ein Handy. Die Messung zuhause spiegelt die normale Schlafumgebung wieder und kommt damit der täglichen Realität des Schlafes am nächsten.
Bei auffälligem Befund mit Atempausen bzw. deutlich eingeschränkter Atmung und Sauerstoffabfall während der Atempausen (Schlafapnoe) erfolgt die weitere Abklärung im Schlaflabor. Hier kooperieren wir mit verschiedenen Schlaflaboren.
Nach Versorgung mit einem nächtlichen Beatmungsgerät z.B. durch ein CPAP-/BIPAP-/APAP-Gerät erfolgt die anschließende Kontrolle polygraphisch ambulant erneut durch uns. Einmal jährliche Kontrollen werden empfohlen.
Therapie
Gewichtsabnahme ist allen therapeutischen Maßnahmen vorangestellt. Diese bestehen u. a. in einer verbesserten Schlafhygiene, um einen geregelten Schlaf-Wach-Rhythmus zu erzielen. Auf Alkohol und Schlafmittel vor dem Schlafengehen sollte verzichtet werden. Das Kopfende des Bettes kann angehoben werden. Es kann versucht werden, auf der Seite zu liegen (zum Beispiel mit Rückenlage-Verhinderungsweste) . Ein weiches Kopfkissen sollte vermieden werden, um das Einsinken des Kopfes zu verhindern. Es wird empfohlen, im kühlen (16 bis 18 Grad), gut gelüfteten Raum, auf relativ harter Matratze und nur einem Kissen zu schlafen. Auf Rauchen sollte verzichtet werden.
Prinzipiell besteht die Möglichkeit zu operativen Maßnahmen, hier beraten wir Sie gerne. Eine relativ neue operative Methode ist die Elektrostimulation des Zungennervs während der Nacht (Neurostimulation des Nervus hypoglossus).
Therapeutisch besteht die Möglichkeit , das Schnarchen zu verbessern, indem über Nacht der Unterkiefer nach vorne verlagert wird durch Anpassen einer speziellen Schiene (Protrusionsschiene) über eine(n) spezialisierte(n) Zahnärzt*in.
Die Therapie des Schlafapnoesyndroms kann mit Hilfe eines Beatmungsgerätes über die Nacht erfolgen: über einen Schlauch und eine Atemmaske (auf/an Nase und/oder Mund) wird dem Patienten kontinuierlich bzw. nach Bedarf Luft zugeführt. Der erhöhte Druck verhindert den Kollaps der oberen Luftwege und somit das Schnarchen mit Sauerstoffabfall während der Atempausen bzw. eingeschränkter Atmung. Angepasst und eingestellt werden diese Geräte im Schlaflabor, dafür sind 1 bis 2 Nächte Aufenthalt notwendig.
Bei konsequenter Gerätenutzung bessern sich Tagesmüdigkeit und andere Folgen der Schlafapnoe rasch, als positive Begleiterscheinung verschwindet das Schnarchen.
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